Bin ich gut genug

Geschrieben am 26.06.2025
von SR


Wer oft mit Selbstzweifeln zu kämpfen hat, ist darin meist geübt, diese inneren Unsicherheiten vor der Außenwelt zu verbergen.

Doch es gibt bestimmte Muster und Verhaltensweisen, die – oft unbewusst – zeigen, dass jemand an sich selbst zweifelt. Im Licht des Buddhismus, der uns lehrt, Achtsamkeit zu entwickeln und das eigene Leid mit Mitgefühl zu betrachten, lassen sich diese Muster besonders gut erkennen.



Zunächst ist da das ständige Streben nach Perfektion. Menschen, die sich selbst nicht genügen, setzen sich häufig unrealistisch hohe Maßstäbe – aus Angst, nicht gut genug zu sein. Im Buddhismus gilt Perfektion jedoch als Illusion, die vom Ego geschaffen wird. Wenn Du lernst, Deine Unvollkommenheiten liebevoll anzunehmen, beginnt wahres inneres Wachstum.

Ein weiteres Anzeichen ist das übermäßige Bedürfnis nach Bestätigung von außen. Wenn der innere Frieden fehlt, wird das Selbstwertgefühl von den Meinungen anderer abhängig gemacht. Im buddhistischen Denken wird gelehrt, dass wahre Zufriedenheit aus dem Inneren kommt – nicht aus äußeren Lobeshymnen. Die Praxis der Meditation hilft Dir dabei, Dich von dieser Abhängigkeit zu lösen und in Dir selbst Heimat zu finden.
Auch die Tendenz, eigene Erfolge kleinzureden oder gar nicht erst wahrzunehmen, gehört dazu. Viele Menschen mit einem geschwächten Selbstbild tun sich schwer damit, eigene Leistungen anzuerkennen. Der Dharma erinnert uns jedoch daran, achtsam mit uns selbst umzugehen und unsere positiven Taten ebenso zu würdigen wie die der anderen.


Ein weiteres Muster ist das ständige Vergleichen mit anderen. Wer sich ständig als weniger wert empfindet, verliert sich in Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Die anderen machen es besser.“ Der Buddhismus lehrt das Prinzip der Gleichwertigkeit – jedes Wesen besitzt Buddha-Natur und ist damit von Grund auf vollkommen. Du musst niemand anderes sein, um wertvoll zu sein.

Zuletzt zeigt sich mangelndes Vertrauen in die eigenen Entscheidungen oft in Unentschlossenheit oder übertriebener Angst vor Fehlern. Hier kann das buddhistische Verständnis von Anicca, der Vergänglichkeit, helfen: Alles ist im Wandel. Auch Fehler gehören zum Weg und bieten Gelegenheit zur Erkenntnis.



Wenn Du beginnst, diese Muster zu erkennen und ihnen mit Achtsamkeit, Mitgefühl und liebevoller Geduld zu begegnen, kannst Du Schritt für Schritt zu innerem Vertrauen und Gelassenheit zurückfinden. Denn im Herzen des Buddhismus liegt die Erkenntnis: Du bist bereits genug – genau so, wie Du bist.

Um die beschriebenen Gewohnheiten und Muster im Umgang mit Selbstzweifeln tiefer zu verstehen, hilft eine buddhistische Anekdote, die auf eine Begegnung zwischen dem Buddha und einem Schüler zurückgeht.



Eines Tages kam ein junger Mann zu Buddha, voller Zweifel und innerer Zerrissenheit. Er sagte:

„Meister, ich spüre ständig, dass ich nicht gut genug bin. Ich vergleiche mich mit anderen, strebe nach Fehlerlosigkeit, und doch fühle ich mich leer. Wie kann ich Frieden finden?“
Buddha blickte ihn mit ruhigem Mitgefühl an und antwortete:

„Wenn ein Mensch eine brennende Fackel in der Hand hält, um den Weg eines anderen zu beleuchten, dann vergisst er oft, dass er selbst ebenfalls Licht hat. Du trägst das Licht in Dir, aber Du suchst es in den Spiegelungen anderer.“

Diese kurze Geschichte spiegelt exakt das wider, was Menschen mit Selbstzweifeln oft tun: Sie suchen Anerkennung im Außen, vergleichen sich, und übersehen dabei ihren inneren Wert. Der junge Mann im Gleichnis ist wie viele von uns – er hat den Kontakt zu seinem inneren Licht, seiner Buddha-Natur, verloren.



In den Worten Buddhas steckt eine kraftvolle Erinnerung: Du brauchst nicht mehr zu werden, als Du bereits bist. Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder stets stark. Vielmehr lehrt der Dharma, dass jeder Augenblick die Gelegenheit bietet, sich selbst mit Achtsamkeit zu begegnen – besonders in Momenten der Unsicherheit.

So wie der junge Mann durch die Worte Buddhas anfing, sein eigenes Licht wieder zu erkennen, kannst auch Du durch achtsame Selbstbeobachtung und Mitgefühl alte Denk- und Verhaltensmuster entlarven. Der Weg zur inneren Ruhe führt nicht über Selbstoptimierung, sondern über Selbstannahme.

Wenn Du also das nächste Mal an Dir zweifelst, erinnere Dich an die Fackel – Du brauchst nicht das Licht eines anderen, um zu leuchten. Es ist längst in Dir. Der Buddhismus lädt Dich ein, dieses Licht wiederzuentdecken – mit jedem bewussten Atemzug, mit jeder liebevollen Entscheidung Dir selbst gegenüber.



Hat Dir der Beitrag gefallen?

Danke, dass Du Buddha-Blog liest. Ist Dir aufgefallen, dass hier keine externe Werbung läuft, dass Du nicht mit Konsumbotschaften überhäuft wirst?

Möchtest Du dem Autor dieses Blogs für seine Arbeit mit einer Spende danken? Der Betrieb dieser App (und der zugrunde liegenden Webseite https://shaolin-rainer.de) erfordert bis zu € 3000 im Monat.

Unterstütze mich, beteilige Dich an den umfangreichen Kosten dieser Publikation. Deine Unterstützung kann helfen, die wichtige Arbeit, die wir für den Buddhismus leisten, auch weiterzuführen.

Via PayPal (hier klicken)

oder per Überweisung:

Kontoinhaber: Rainer Deyhle, Postbank, IBAN: DE57700100800545011805, BIC: PBNKDEFF

1000 Dank!



Meine Publikationen:

1.) App "Buddha-Blog" in den Stores von Apple und Android 

2.) Die Webseite "Shaolin-Rainer"

3.) Buddha Blog Podcast (wöchentlich)

4.) Buddhismus im Alltag Podcast (täglich)