Gefangen

Geschrieben am 29.06.2024
von SR


Befreiung aus dem Glasgefängnis: Ein buddhistischer Weg zur Selbsterkenntnis

Die Suche nach Erleuchtung und die Falle des Glases

Vor einigen Jahren begegnete ich einer Chan-Meisterin, die seit über vier Jahrzehnten praktizierte. Mit Stolz erzählte sie mir von den unzähligen Stunden ihrer Meditation. Unsere Verbindung vertiefte sich zu einer Freundschaft. Eines Tages stellte sie mir eine quälende Frage: Warum hatte sie trotz ihrer intensiven Praxis keine Erleuchtung oder Erfahrungen erreicht? Enttäuschung und ein Gefühl des Gefangenseins begleiteten sie auf ihrem spirituellen Weg.

Viele Menschen treffen im Leben Entscheidungen, von der Berufswahl bis hin zu Freunden, Ernährung und Glauben, in der Hoffnung auf Glück und Zufriedenheit. Doch oft fühlen wir uns wie in einem Glas gefangen, umgeben von einer Welt voller Schönheit und Glück, die uns unerreichbar scheint. Wie Vögel im Käfig beobachten wir das erfüllte Leben anderer,während wir selbst außen vor bleiben.



Der verzweifelte Kampf gegen die eigene Begrenzung

Verzweifelt schlagen wir gegen die Glaswände, schreien und versuchen, sie zu zerbrechen. Doch unsere Bemühungen sind vergebens. Wir fragen uns, wie wir in dieses Gefängnis gelangen konnten und wie wir entkommen können.Machtlosigkeit befällt uns.

Selbst Meditation, die oft als Quelle des Friedens und der Ruhe angepriesen wird, scheint keine Lösung zu bieten. Wir meditieren eine Stunde, dann zwei, nehmen an Retreats teil, doch der ersehnte Fortschritt bleibt aus. Was machen wir falsch? Warum schenkt uns die Meditation keinen Frieden? Funktioniert sie bei anderen, aber nicht bei uns?



Chan-Buddhismus: Der Weg zur authentischen Existenz

An diesem Punkt offenbart sich der Kern des Chan-Buddhismus. Chan ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern eine Disziplin, die Erfolg nur durch strikte Regeln und Verfahren ermöglicht.

Oftmals fühlen wir uns im Leben von anderen getrennt. Dieses Gefühl der Isolation verstärkt sich mit der Zeit. Wir definieren uns über unsere Fähigkeiten und Erfolge, sei es im Korbflechten oder anderen Talenten. Stolz erfüllt uns, wenn andere von uns lernen wollen. Doch all dies festigt nur unsere Identifikation mit einem falschen Selbstbild.

Die Chan-Praxis hingegen verfolgt einen anderen Ansatz. Erfolg im Chan kommt nicht durch das Streben nach Frieden oder Selbstdefinition, sondern durch Authentizität und das Loslassen falscher Identitäten. Selbst lange Meditation führt nicht zur Befreiung, wenn der Geist nicht richtig ausgerichtet ist.



Unser Geist: Ein wildes Tier im Glasgefängnis

Unser Geist gleicht einem wilden Tier, das sich an alles klammert und so eine vermeintliche Realität erschafft. Unbewusst verschleiern wir unsere wahre Natur durch Erfahrungen, Urteile und Vorlieben. So verlieren wir den Kontakt zu unserem authentischen Selbst.

Die Glasmetapher verdeutlicht unsere verzerrte Wahrnehmung der Welt. Wir sehen durch das Glas, sind aber gleichzeitig gefangen. Dieses selbstgeschaffene Gefängnis hält uns fest. Je mehr wir versuchen auszubrechen, desto fester werden die Wände.

Die Lösung: Hineinschauen statt Ausbrechen

Was ist also der Ausweg? Wir müssen erkennen, wie das Glas entstanden ist und es auflösen. Statt vergeblich zu versuchen auszubrechen, müssen wir nach innen schauen. Das Glas ist Teil von uns und beeinflusst unsere Wahrnehmung. Diese Erkenntnis befreit uns von der Illusion des Glases. Es wurde real, weil wir versuchten, ihm zu entkommen und es dadurch festigten.

Im Leben suchen wir oft nach Lösungen für unsere Probleme und verstricken uns dabei immer mehr. Die einfache Lösung liegt paradoxerweise darin, hineinzuschreiten. Akzeptiere die Situation, anstatt sie zu erzwingen. Sei einfach präsent im Hier und Jetzt.



Der buddhistische Weg zur Befreiung

Der Chan-Buddhismus bietet einen Weg zur Befreiung aus dem Glasgefängnis des Geistes. Durch die Hinwendung zu unserem Inneren, durch Meditation und Achtsamkeit, können wir unsere wahre Natur erkennen und uns aus den Fesseln des Egoismus und der falschen Identifikation lösen. In diesem Zustand der Befreiung erfahren wir wahren Frieden, Glück und Erleuchtung.

Denke daran: Der Weg der spirituellen Befreiung erfordert Geduld und Hingabe. Es ist ein Prozess des ständigen Lernens und Loslassens. Vertraue auf den Prozess und gib nicht auf. Mit jedem Schritt auf diesem Weg näherst du dich deiner wahren Natur und der Befreiung aus dem Glasgefängnis des Geistes.

Der Weg ist das Ziel!



Buddha sagte einmal: „Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.“

Geliebt sein heißt gefangen sein

Aus China - 

"Wer zu fangen glaubte, wird selbst gefangen."

Jean de La Fontaine -

"Die Wahrheit ist zu schlau, um gefangen zu werden."

Wilhelm Busch -

"Wer die Natur betrachtet, wird vom Geheimnis des Lebens gefangen genommen."

Albert Schweitzer - 

"Mein Gott, eine Maus, die nur ein Loch hat, ist bald gefangen."

Sophie Arnould -



Hat Dir der Beitrag gefallen?

Danke, dass Du Buddha-Blog liest. Ist Dir aufgefallen, dass hier keine externe Werbung läuft, dass Du nicht mit Konsumbotschaften überhäuft wirst?

Möchtest Du dem Autor dieses Blogs für seine Arbeit mit einer Spende danken? Der Betrieb dieser App (und der zugrunde liegenden Webseite https://shaolin-rainer.de) erfordert bis zu € 3000 im Monat.

Unterstütze mich, beteilige Dich an den umfangreichen Kosten dieser Publikation. Deine Unterstützung kann helfen, die wichtige Arbeit, die wir für den Buddhismus leisten, auch weiterzuführen.

Via PayPal (hier klicken)

oder per Überweisung:

Kontoinhaber: Rainer Deyhle, Postbank, IBAN: DE57700100800545011805, BIC: PBNKDEFF

1000 Dank!



Meine Publikationen:

1.) App "Buddha-Blog" in den Stores von Apple und Android 

2.) Die Webseite "Shaolin-Rainer", auch als App erhältlich, Apple und Android.

3.) App "SleepwithSounds" bei Apple und Android.

4.) Buddha Blog Podcast (wöchentlich)

5.) Buddhismus im Alltag Podcast (täglich)

6.) Facebook (@BuddhaBlogApp)

7.) Telegram Kanal: https://t.me/buddhablog