Es gibt viele Anhaftungen, die sich im Laufe der Zeit aufgelöst haben, aber das tiefere Erleben der Einheit oder das Bewusstsein, dass „alles eins ist“, bleibt für mich immer noch schwer fassbar.
Hast Du irgendwelche Gedanken oder Vorschläge, wie man diese Erkenntnis über das rein intellektuelle Verständnis hinaus erreichen kann? Es scheint, als gäbe es noch eine weitere Schicht von „illusorischen Grenzen“, die ich bisher nicht durchdrungen habe. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich versuche, ein unlösbares Rätsel zu entschlüsseln.
Im Buddhismus wird uns gelehrt, dass der Weg zur Wahrheit nicht durch den Verstand allein führt, sondern durch direkte Erfahrung. Die Erkenntnis der Einheit, das Gefühl, dass alles miteinander verbunden ist, lässt sich nicht vollständig mit bloßem Denken begreifen.
Der Buddha zeigte uns, dass wahres Verstehen nicht in intellektuellem Wissen zu finden ist, sondern in der Praxis der Achtsamkeit und der Meditation. Es ist der Moment, in dem wir die Mauern der Trennung im Inneren überwinden und die Welt in ihrer wahren, ungeteilten Form erfahren.
Die „illusorischen Grenzen“, von denen Du sprichst, sind vielleicht die mentalen Barrieren, die durch unser Ego und unsere fixierten Vorstellungen von der Welt entstehen. Buddha erklärte, dass das, was wir als „Ich“ oder „Selbst“ erleben, eine Illusion ist.
Es gibt keine feste Trennung zwischen uns und der Welt um uns herum. Wenn wir in die Meditation eintauchen, können wir erleben, dass diese Grenzen immer wieder verschwimmen, doch wir müssen bereit sein, sie immer wieder zu hinterfragen und loszulassen. Der Geist ist in ständiger Bewegung, und wahre Freiheit liegt im Erkennen der Nicht-Trennung aller Dinge.
Vielleicht ist es hilfreich, nicht zu sehr nach einer festen Antwort zu suchen, sondern die Suche selbst loszulassen. Oft verharren wir in der Vorstellung, dass es ein „Ziel“ gibt, das wir erreichen müssen. Doch im Buddhismus erfahren wir, dass der Weg an sich – der Weg der Achtsamkeit, des Mitgefühls und der Weisheit – das ist, was zählt.
Buddha lehrte, dass die Antwort auf die Fragen des Lebens nicht immer in einem Moment der Erkenntnis kommt, sondern in der kontinuierlichen Praxis, die uns immer wieder zurück zum gegenwärtigen Moment führt.
Also, anstatt das Gefühl zu haben, ein Rätsel lösen zu müssen, könnte es hilfreich sein, den Moment der Stille und des Loslassens zu erleben, in dem alle Fragen und alle Anhaftungen in den Hintergrund treten. Die wahre Erkenntnis kommt nicht durch den Kampf gegen die Illusionen, sondern durch das friedliche Erkennen, dass wir selbst Teil der Einheit sind.
Buddha selbst ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie die Erkenntnis der Einheit über das
intellektuelle Verständnis hinaus erreicht werden kann. Eine der bekanntesten Geschichten aus
seinem Leben, die zu diesem Thema passt, ist die Erleuchtung des Siddhartha Gautama unter
dem Bodhi-Baum.
In der Nacht, als er sich entschloss, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, versank er tief in Meditation. Er konfrontierte all die illusorischen Barrieren seines Geistes – Zweifel, Gier, Wut und die Vorstellung von einem festen „Selbst“. Diese inneren Hindernisse spiegeln genau das wider, was Du als „illusorische Grenzen“ empfindest.
Während der Meditation begegnete Buddha den Dämonen des eigenen Geistes, die versuchten, ihn vom Weg abzubringen. Mara symbolisiert dabei all die falschen Vorstellungen und Ängste, die uns an der Erkenntnis der Einheit hindern. Doch anstatt in den Kampf zu gehen oder sich in den Illusionen zu verlieren, ließ der Buddha diese Angriffe einfach geschehen, ohne daran zu haften. In diesem Moment der inneren Ruhe und des Loslassens, als er nicht mehr an der Idee eines festen Selbst festhielt, fand er die wahre Erleuchtung – er sah, dass alle Dinge miteinander verbunden sind und dass das „Ich“ nur eine vorübergehende Erscheinung im unendlichen Strom des Lebens ist.
Diese Geschichte zeigt, dass wahre Erkenntnis nicht durch intellektuelle Anstrengung oder das Streben nach einem Ziel erreicht wird. Vielmehr ist es ein Prozess des Loslassens und des stillen Beobachtens. Buddha lehrte, dass das, was wir als unsere Trennung wahrnehmen, in Wirklichkeit eine Illusion ist. Der Geist schafft ständig Kategorien und Grenzen, um die Welt zu ordnen, aber das wahre Wesen der Realität liegt im Fluss, in der Einheit aller Dinge.
Ein weiteres Beispiel ist die Geschichte von der „Feuerrede“ des Buddha. Er erklärte, dass unser Leben wie ein loderndes Feuer ist – ständig in Bewegung, ständig verändert, ohne eine feste, dauerhafte Substanz. Dieses Bild erinnert uns daran, dass das, was wir als „uns selbst“ erfahren, ebenfalls nicht fixiert ist. Unsere Identität, unsere Wünsche und unsere Ängste sind wie die Flammen eines Feuers, die aufblitzen und vergehen. Wenn wir uns mit dieser fließenden Natur des Lebens versöhnen, können wir die Einheit hinter allem erkennen.
Buddha ermutigte seine Anhänger, sich nicht mit diesen flüchtigen Erscheinungen zu identifizieren, sondern in die Tiefe des gegenwärtigen Moments einzutauchen und die Essenz des Lebens zu erfahren.
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