Im Buddhismus bedeutet das wahre Erwachen das Verlassen aller Vorstellungen von Geburt und Tod. Dieses tiefgreifende Verstehen – oft als Nirvana bezeichnet – überschreitet alles, was Anfang und Ende hat. Es ist kein Ort, keine Zeit, kein Zustand im herkömmlichen Sinn. Es liegt jenseits jeder Dualität. Nirvana ist nicht etwas, das kommt oder geht – es ist das völlige Stillwerden des Geistes.
Wenn Dein Geist zur Ruhe kommt, wenn er nicht mehr reagiert, nicht mehr urteilt, nicht mehr festhält, dann öffnet sich der Zugang zu diesem Zustand jenseits des Leidens. In diesem Moment lässt Du alles los, was Dich an „Ich“ und „Mein“ bindet. Was bleibt, ist reines Gewahrsein – leer, klar und frei.
Im buddhistischen Weg sagt man: Wenn Unwissenheit nicht mehr wirkt, wenn der Schleier der Täuschung sich lichtet, dann können die Erwachten – die Buddhas – das Nirvana berühren. Und wenn das Leiden in seiner Ursache erkannt und überwunden ist, dann betreten die Bodhisattvas den Ort des tiefen Verstehens – das, was man manchmal Erleuchtung nennt.
Ein Ort ohne Bewohner ist ein Bild für einen Geist, der sich von Anhaftung, Ablehnung und Verblendung gelöst hat. Diese drei Hindernisse schaffen die Illusion von Trennung: Verlangen bindet Dich an das Reich der Sinnesfreuden, Abneigung erzeugt Widerstand und formt die Welt der festen Strukturen, und Unwissenheit nährt die Sphäre der Unbestimmtheit.
Sobald in Dir ein Gedanke auftaucht, begibst Du Dich unbewusst in eines dieser drei Daseinsbereiche. Doch wenn der Gedanke wieder vergeht – und Du ihn nicht festhältst –, kannst Du Dich auch wieder davon lösen. Alles, was Du für wirklich hältst – sei es Dasein oder Nichtsein –, entsteht und vergeht einzig im Bewusstsein. Der Geist ist Ursprung und Auflösung zugleich.
Wenn Du das wirklich durchdringst, beginnt sich die Vorstellung vom Ich zu lösen. Nirvana ist dann nicht fern – es war nie getrennt von Dir.
Hier ist eine Erklärung, wie sich das Gesagte auf Dein heutiges Leben übertragen und ganz konkret umsetzen lässt, ohne religiöse Dogmen, aber im Geiste des Buddhismus:
1. Nirvana im Alltag verstehen: jenseits von Geburt und Tod
Im Buddhismus steht Nirvana nicht für einen Ort, den Du erreichst, sondern für einen Geisteszustand, in dem alle inneren Konflikte, Ängste und Begierden zur Ruhe gekommen sind. Heute kannst Du das so verstehen: Statt ständig zwischen Vergangenheit (Geburt) und Zukunft (Tod) hin- und herzudenken, übst Du Dich darin, ganz im gegenwärtigen Moment zu leben. Das heißt: Du bist wach für das, was jetzt ist – ohne es zu bewerten oder daran festzuhalten.
2. Ein ruhiger Geist als Ziel
Der Text sagt: Wenn der Geist aufhört, sich zu bewegen, tritt er ins Nirvana ein. In moderner Sprache bedeutet das: Wenn Du aufhörst, Dich von jedem Gedanken mitreißen zu lassen – etwa Sorgen, Ärger, Grübeleien oder innerem Lärm – dann entsteht innerer Frieden. Meditation, achtsames Atmen oder stille Spaziergänge können helfen, diesen Zustand zu kultivieren.
3. Loslassen statt Anhaften
Wir hängen oft an Dingen: Besitz, Meinungen, Erwartungen, Beziehungen. Laut Buddhismus entsteht daraus Leid. Heute kannst Du üben, nicht alles kontrollieren zu wollen und Dinge gehen zu lassen, wenn es Zeit ist. Das heißt nicht, dass Du nichts fühlst – sondern dass Du nicht leidest, weil Du klammerst.
4. Erkenne Deine Muster – Gedanken schaffen Realität
Der Text spricht davon, dass ein einziger Gedanke Dich in eine Welt des Leidens führt – und sein Ende Dich befreit. Heißt für Dich: Jeder Gedanke formt Deine Wahrnehmung. Wenn Du z. B. denkst: „Ich bin nicht gut genug“, siehst Du überall Bestätigung dafür. Aber wenn Du erkennst: „Das ist nur ein Gedanke – kein Fakt“, dann hast Du eine Wahl. So beginnt Freiheit.
5. Geist schafft Welt – Verantwortung übernehmen
Alles, was Du erlebst – Freude, Stress, Angst – entsteht in Deinem Geist. Das bedeutet: Du bist nicht Opfer der Welt, sondern Mitgestalter Deines Erlebens. Diese Erkenntnis kann sehr heilsam sein, weil sie Dir Verantwortung und Freiheit gibt.
Fazit
Du musst kein Mönch sein, um diese Lehren zu leben. Es reicht, wenn Du Dir immer wieder Momente nimmst, in denen Du nichts willst, nichts ablehnst und nicht fliehst. In diesen Momenten spürst Du etwas von dem, was mit Nirvana gemeint ist – auch mitten im Alltag.
Der Weg ist das Ziel!
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