Meditation und Atmung – Der Weg des Buddha zum inneren Frieden
Der Buddha nannte den Atem „den besten Freund des Meditierenden“. In der Ānāpānasati-Sutta („Die Lehrrede über die Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung“) stellte er die bewusste Atmung sogar als vollständiges Übungssystem dar, das allein ausreicht, um zur vollständigen Erleuchtung zu gelangen. Er sagte:
„Wenn ein Mönch lange einatmet, so weiß er: ich atme lange ein.
Wenn er kurz einatmet, so weiß er: ich atme kurz ein.
Er übt sich darin: den ganzen Körper erfahrend atme ich ein; den ganzen Körper erfahrend atme ich aus.
Er übt sich darin: den Geist beruhigend atme ich ein;
den Geist beruhigend atme ich aus.“
Für den Buddha war der Atem das Tor zwischen Körper und Geist, das einzige Lebensphänomen, das sowohl unwillkürlich geschieht als auch bewusst gelenkt werden kann. Indem wir den Atem beobachten, ohne ihn zu verändern, lernen wir, das Auf und Ab der Gedanken zu sehen, ohne ihnen nachzulaufen. So entsteht sati – klare, nicht urteilende Achtsamkeit. Der Atem ist immer gegenwärtig; er bindet uns an das Hier und Jetzt und befreit uns gleichzeitig von der Vergangenheit und Zukunft, die nur im Geist existieren.
Der Buddha lehrte, dass der Atem vier große Bereiche der Meditation umfasst:
1. den Körper (kaya)
2. die Gefühle (vedana)
3. den Geist (citta)
4. die Geistobjekte (dhamma).
Wer also den Atem wirklich versteht, versteht alles.
Eine berührende Anekdote aus seinem Leben zeigt, wie ernst er diese Praxis nahm.
Kurz nach seiner Erleuchtung weilte der Erwachte in der Nähe von Uruvela am Ufer des Neranjara-Flusses. Dort traf er einen asketischen Wanderer namens Saccaka, der für seine scharfe Zunge und sein großes Selbstbewusstsein bekannt war. Saccaka prahlte vor einer großen Menschenmenge: „Ich werde diesen Gautama im Wortgefecht zermalmen wie ein starker Mann einen schwachen!“
Der Buddha blieb ruhig sitzen, die Beine verschränkt, den Rücken gerade, die Achtsamkeit vor sich hertragend. Saccaka stellte hunderte spitzfindige Fragen, doch der Buddha antwortete kaum. Stattdessen schwieg er und atmete nur tief und gleichmäßig. Die Zuhörer wurden unruhig: „Warum antwortet er nicht?“ Nach einer Weile fragte Saccaka höhnisch: „Sitzt du da und schläfst, Samana Gautama?“
Da lächelte der Buddha und sprach:
„Saccaka, wer in der Achtsamkeit auf den Atem gefestigt ist, der wird weder durch Lob noch durch Tadel erschüttert.
Sein Geist ist wie ein Fels, den kein Wind bewegt.
Während du redest, beobachte ich nur:
Einatmen – Ausatmen.
Und in diesem Ein- und Ausatmen liegt mehr Wahrheit
als in allen deinen Worten.“
Saccaka war sprachlos. Die Menge verstummte. In diesem Augenblick erkannte er die Kraft der Stille und verneigte sich tief. Später wurde er ein treuer Schüler des Buddha. Diese Begegnung zeigt: Die einfache, beständige Rückkehr zum Atem ist stärker als jede intellektuelle Debatte.
Heute, 2500 Jahre später, sitzen Millionen Menschen auf Kissen oder Stühlen und tun genau dasselbe: Sie kehren zum Atem zurück, wenn der Geist rast, wenn Angst oder Wut aufsteigen, wenn das Leben überwältigend wird. Der Buddha versprach kein Wunder, nur eine einfache Wahrheit:
„Wer den Atem achtsam pflegt,
der pflegt Frieden.
Wer Frieden pflegt,
der wird nicht erschüttert werden.“
Möge jeder, der diese Zeilen liest, für einen Moment innehalten –
die Augen schließen –
und spüren:
Hier ist der Atem.
Hier bin ich.
Hier ist alles, was je gebraucht wird.
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